Wetterhexen

von
Dipl.-Met. Günter Rampe

Wetter nach Wunsch - ganz soweit sind wir nicht. Bisherige Versuche waren zwecklos, zumindest haben es die Meteorologen aufgegeben, Regen künstlich über Wolkenimpfungen zu erzeugen. In den Labors wird aber weiter geforscht. Unentwegte glauben aber immer noch, auf diese Weise Hagel bekämpfen zu können.

Da hatte es das Mittelalter doch einfacher: Hexen konnten das Wetter machen. In einen Kessel mit siedendem Wasser kam Ungenießbares wie Schlangen, Kröten und ein Hahn. Das Ganze wurde unter beständigem Rühren mit Zaubersprüchen gewürzt. Schließlich stiegen Dämpfe zum Himmel auf, die zu Gewitterwolken wurden und mit Hagel, Sturm und Überschwemmungen die Menschen bedrängten. Den Blitz nicht zu vergessen, der bevorzugt in den Kirchturm einschlug und das Dorf in Brand setzte. Nahte sich das Unwetter, halfen nur noch Wetterläuten, Wetterkreuze vor den Dörfern und Gebete an die verschiedenen Wetterpatrone. Später versuchte man es noch mit dem Wetterschießen, zunächst mit Musketen, dann mit Kanonen. Nach einem Unwetter mußten die Übeltäterinnen bestraft werden. Die Suche nach Hexen für den Scheiterhaufen war nicht weiter schwierig, es gab genügend hilfreiche Mitmenschen.

Nicht ganz so kompliziert wie Hagel ließ sich Regen machen: hier genügten Sprüche mit einem Zauberstab, wie man aus der Abbildung sieht (Auszug aus Peter Binsfelds Hexentraktat 1589):

Klar, daß die Hexen nach soviel Arbeit auch einmal im Jahr feiern wollten. Sie trafen sich auf dem Harzer Brocken und dem Blocksberg oder auf dem schwäbischen Heuberg. Offenbar konnte man sich nicht auf einen Versammlungsort einigen (oder argwöhnten die bayerischen gar preußische Hexen am Werk?). Zeitpunkt war die Walpurgisnacht, die Nacht vom 30. April zum 1. Mai. Das hätte sich Walpurga, Äbtissin des Klosters Heidenheim bei Eichstätt, wohl nicht träumen lassen, als sie im achten Jahrhundert die heidnischen Germanen bekehrte.

Die Nacht vor dem 1. Mai war bei Germanen und Kelten die Zeit, um an geheimen Versammlungsorten mit Tänzen und Gesängen die Fruchtbarkeit von Menschen, Tiere und Pflanzen zu beschwören. Die Versammlungen mit Musik und Lärm wurden auch nach der Christianisierung beibehalten - der Kirche natürlich ein Dorn im Auge. Der Fruchtbarkeitsritus wurde als Hexensabbat verdammt.

Dazu mußte man aber erst einmal einen intellektuellen Salto drehen, denn Hexen waren im christlichen Weltbild zunächst nicht vorgesehen. Ursprünglich waren sie Hain- oder Waldpriesterinnen, althochdeutsch "hagzissa". Weil heidnische Überreste auch nach der Christianisierung noch in den Köpfen waberten, wurden die Hagzissa kurzerhand zu Gehilfinnen des Teufels erklärt, den Hexen. Und die verdienstvolle Walpurga wurde zum 1. Mai heilig gesprochen. Offenbar machte aber die "Nacht der Walpurga" auf die Hexen keinen sonderlichen Eindruck. Sie düsten weiterhin auf ihren Besen unter Kreischen und lautem Kichern zu ihren Treffpunkten. Dabei waren es gar keine Besen, sondern Astgabeln, wie das "Hexentraktat" zeigt:

Eine Hexe war auch nicht immer die warzennasige Alte, sondern konnte mit ansprechendem Äußeren durchaus bezaubern. Zumindest empfand es so Hans Baldung Grien in seinem Gemälde "Zwei Wetterhexen" von 1523.

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