Vulkane und Wetter

von
Dipl.-Met. Günter Rampe




Vulcan, der Gott des Feuers, schmiedete im tiefsten Innern seines Berges Werkzeuge und Waffen für die anderen Götter. Stieg Rauch aus seiner Esse hoch über die kegelförmige Bergspitze, war er bei der Arbeit. So wollte es die römische Mythologie. Offenbar hatte aber Vulcan sein Feuer nicht unter Kontrolle: Hin und wieder schien seine Schmiede zu explodieren.

In den vergangenen 10 000 Jahren sind 1330 Vulkane ausgebrochen, die alle noch als potentiell aktiv gelten. In den letzten 500 Jahren wurden die Menschen 564mal daran erinnert, wer der Stärkere ist. Was hat aber die Meteorologie bei den ausgeworfenen Gesteinsmassen, Aschewolken und Gasen zu suchen?

Nun, eine ganze Menge. Wird Schwefeldioxid in die Stratosphäre gepustet, geht die Ozonschicht in die Knie. Nach Ausbruch des Pinatubo 1991 war zwei Jahre lang die Ozonkonzentration so niedrig wie nie zuvor. Aber nicht jeder kleine Rülpser eines Vulkans erreicht die Stratosphäre - dazu braucht man schon die Power eines Pinatubo oder Mount St. Helens. (Hier wurden rund 3 Kubikkilometer Gestein mit 250 km/h herausgeschossen).

Die Gase und auch eine Staubwolke verteilen sich in der Stratosphäre durch Luftzirkulationen über die ganze Erde. Das Schwefeldioxid zieht Wasserdampf an und wandelt sich in Säuretröpfchen um - Gift für das Ozon. Nur die kleinsten Tröpfchen bleiben jahrelang erhalten, die großen Partikel sinken allmählich nach unten. Dieser Schleier reflektiert die Sonnenstrahlung und führt unterm Strich zu einer Abkühlung der Erdoberfläche. Es ist aber noch nicht gelungen, diesen Effekt aus der Vielfalt von Wettereinflüssen mit Meßgeräten herauszufiltern.

Nur bei Mega-Ausbrüchen ist die Wirkung spübar. 1850 schleuderte der Tambora in Indonesien 100 Kubikkilometer Gestein nach oben. Ein Jahr später, im "Jahr ohne Sommer" fauchten dann im Juni Schneestürme über den Nordosten der USA; mitten im Juli gab es dort sogar schweren Frost. Als Folge von Mißernten litten einige Länder unter Hungersnot. Dagegen verblaßte der große Ausbruch des Krakatau (Indonesien) von 1883 mit "nur" 18 Kubikkilometer Gestein. Und 1913, ein Jahr nach der Eruption des Katmai in Alaska, registrierte man in Wien und Budapest den kältesten Sommer nach dem Beginn der Temperaturmessungen. Zufall?

Ozon und Klima sind nicht die einzigen Betroffenen: Lebensgefährlich wird es bei den Flugzeugen. Nach einem Ausbruch driften Aschewolken mit dem Wind und scheren sich nicht um Luftstraßen. Man kann sie auch nicht mit dem Wetter-Radar erkennen. Der Wind bestimmt Richtung und Verteilung der Wolke, dagegen wäscht der Regen erhebliche Mengen aus. Düst ein Flugzeug in so eine Wolke, können die Triebwerke beschädigt werden, mitunter sogar ganz ausfallen. Zwar gelingt es den Piloten meist, diesen Flame-out wieder zu bändigen, aber das Flugzeug sackt erstmal gehörig durch.

In den letzten 15 Jahren wurden mehr als 80 Airliner durch solche Aschewolken beschädigt; 1500 Menschen schwebten in Lebensgefahr, als an sieben Flugzeugen die Triebwerke zeitweise ausfielen. Meteorologen warnen die Airliner vor solchen Aschewolken, denn Wind und Regen geben hierbei den Ton an.