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von Dipl.-Met. Günter Rampe

Altes Wissen
Wie wirkt das Wetter?
Leiden zwischen Hoch und Tief







Altes Wissen
Daß das Wetter die Gesundheit beeinflußen kann, war schon Hippokrates um 400 v. Chr. bekannt. Er riet den Ärzten: "Man sei besonders auf der Hut vor Wetterwechsel und vermeide während dieser Zeit den Aderlaß, das Ausbrennen und den Gebrauch des Messers."

Erstaunlich: Auch im frühen Mittelalter kannten unsere Vorfahren schon den Zusammenhang.

Raufen Balgten sich zwei Raufbolde mit den Schwertern, ging es selten ohne Blessuren ab; wer dem andern eine Wunde zufügte, mußte löhnen. Aber: Hinterließ die Wunde eine wetterempfindliche Narbe, wurde der Übeltäter zu einer höheren Buße verknackt. So sah es die "Lex Frisionum" vor, eine friesische Gesetzessammlung aus dem 9. Jahrhundert.

Und später erkannte Paracelsus: "Der da weiß den Ursprung des Donners, der Wind, der Wetter, der weiß, von wannen Colica kompt und die Torsiones." Schmerzen von Narben, Knochenbrüchen und Amputationsstümpfen wurden damals schon auf das Wetter zurückgeführt.








Wie wirkt das Wetter?
Das Wetter übt bestimmte Reize auf alle Menschen aus. Dadurch wird das Regulationssystem des Körpers gestört. Betroffen sind physiologische Funktionen wie Blutdruck und das Hormonsystem. Um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, muß der Körper den Wetterreiz kompensieren. Ist Ihr Regelmechanismus in Ordnung, bekommen Sie von alldem gar nichts mit.

Anders sieht es aber aus, wenn Ihr Körper bei einem labilen vegetativen Nervensystem oder bei Krankheit in seiner Abwehrkraft geschwächt ist. Dann bringt das Wetter als berüchtigter Tropfen das Faß zum Überlaufen: Kopfschmerzen, Gereiztheit, Herz- und Kreislaufbeschwerden können die Folge sein. Chronische Krankheiten verschlimmern sich - wer ein Gallenleiden hat, kann eine Gallenkolik bekommen.

Nicht ein einzelner Parameter bewirkt den Wetterreiz, sondern das Zusammenspiel verschiedener Wetterelemente wie Lufttemperatur, Luftfeuchte, Wind, Luftverschmutzung und Nebel. Der Luftdruck hat in diesem Orchester übrigens nichts verloren - solange wir am Erdboden bleiben.








Leiden zwischen Hoch und Tief
Ein beständiges Hochdruckwetter ist im Sommer harmlos.

Anders jedoch im Winter, wenn sich stagnierende feuchtkalte Luft mit Schadstoffen anreichert: Atemweg- und Kreislaufkranke leiden dann vermehrt.

Nähert sich ein Tief, so strömt zunächst weit vor der Warmfront warme Luft in etwa acht Kilometer Höhe herein, erkennbar an Schleierwolken. Dann treten Schmerzen an Operationsnarben sowie rheumatische Beschwerden auf; wer einen niedrigen Blutdruck hat, erleidet Schwindelanfälle.

Die Front kommt näher, das Wetter verschlechtert sich. Aus einer dichten Wolkendecke fällt Dauerregen. Die Krankenwagen sind jetzt hörbar ausgelastet: Herzinfarkte, Embolien und Thrombosen.

Ist die Warmfront durchgezogen, klingt der Wetterreiz zunächst aus. Folgt nach einiger Zeit eine Kaltfront mit Schauern, manchmal auch Gewittern, dann haben Koliken, Asthma bronchiale und Angina pectoris ihren Auftritt.

Nun schiebt sich allmählich das nächste Hochdruckgebiet heran; in dieser Wetterphase sind Kopfschmerzen und Schlafstörungen häufiger als sonst. Erst wenn das Hoch über uns liegt, verschwinden die Beschwerden.